In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Dienstag, 22. Dezember 2015

"Oh Schreck, du fröhliche!" (Anthologie)

Jeden Tag eine Adventsgeschichte lesen oder vorlesen, auch so kann ein Adventskalender aussehen. "Oh Schreck, du fröhliche" vereint 24 Geschichten unterschiedlicher Autoren mit interessantem Hintergrundwissen um Weihnachtsbräuche, Christbaum, Geschenke usw. Die Geschichten sind, wie der Titel schon vermuten lässt, oft mit Überraschungen gespickt. Da bleibt schon mal der Koffer mit den Geschenken zuhause stehen, während die Familie über die Feiertage nach Ägypten düst. Aus "wir schenken uns nichts" wird Einkaufsstress in letzter Minute und die Schwiegermutter verschenkt mit süffisantem Lächeln eine hautfarbene Miederhose ... Von leisem Grinsen bis zum lauten Lachen (21. "Das Krippenspiel") war alles dabei. Mit etwas Nachdenken blieb mir allerdings manch ein Lachen im Halse stecken, wenn mir bewusst wurde, wie der Sinn von Weihnachten schon längst von Konsumterror und der krampfhaften Suche nach Besinnlichkeit verschüttet worden ist. 

Doch da sind auch noch andere Geschichten, in denen sich Menschen überraschend näher kommen. Der Schwarm aus der Schulzeit, der am Heiligabend plötzlich ganz unromantisch am Altglascontainer auftaucht. Die Jungs von der Feuerwehr, die am Heiligabend endlich wieder mit den großen roten Autos spielen dürfen. Und ein wertvolles Geschenk, verschenkt von jemandem, der selbst nichts hat, aber sein Lächeln um die Welt schickt. Diese Art von zu Herzen gehenden Geschichten gefiel mir am besten. So ist es eben mit Anthologien - ähnlich wie bei einem reich gedeckten Buffet ist für jeden Geschmack etwas dabei. 

Einziger Minuspunkt: Bei den Geschichten steht nicht, wer sie jeweils geschrieben hat. Ich fürchte, das liegt am "Schwiegermutter-wieder-erkenn-Effekt", da es sich zumindest teilweise um wahre Begebenheiten handelt. Im Anhang finden wir allerdings eine Aufstellung der beteiligten Autoren mit Kurzvita. Bei einigen wenigen steht auch dabei, welche Geschichte sie zu diesem Buch beigetragen haben. Trotzdem finde ich diese Anonymität der Verfasser schade und ziehe dafür einen halben Stern ab. (Da es keinen halben Stern gibt, runde ich doch wieder auf. 😉)


Fazit: 5***** und der Hinweis an Euch, sich diesen Adventskalender schon mal vorzumerken für den Advent 2016.
Das Taschenbuch aus dem Eden Books Verlag hat 384 Seiten und kostet 9,95 Euro. Das E-Book ist für 7,99 Euro erhältlich. 


Freitag, 18. Dezember 2015

"Kleines Hundeherz sucht großes Glück" von Petra Schier

Manchmal brauchen wir ein Märchen, um nicht zu vergessen, dass auch heute noch Wunder geschehen können. Die Vorweihnachtszeit ist die perfekte Kulisse für solch zauberhaftes Geschehen. In diesem Buch geht es um zwei Menschen und einen kleinen Hund, der treffenderweise den Namen Amor trägt. Lidia und Noah begegnen sich in der Sozialstation, wo Noah sich als Sozialarbeiter um bedürftige Menschen kümmert und Lidia ehrenamtlich als Köchin aushilft. Bei beiden "funkt" es, aber sie verbergen ihre Gefühle voreinander. Vor allem Noah hat teilweise nachvollziehbare Gründe dafür. Hier kommt der kleine Hund ins Spiel, ein weißer Wuschel namens Amor. Dass er im Kontakt mit den Weihnachtselfen steht, die wiederum mit dem Weihnachtsmann einen Plan ausgeheckt haben, macht die Geschichte so märchenhaft. 

Trotzdem ist das Buch kein Märchen für Kinder, sondern für Erwachsene, die sich ihren Glauben an Märchen bewahrt haben. Zwischen den Zeilen prickelt und knistert es manchmal ganz gewaltig und wir werden Zeugen ungestümen Liebesspiels. Doch wie in den alten Märchen muss der Held erst ein Ungeheuer besiegen, bevor er die Prinzessin endgültig in seine Arme schließen darf und "... lebten sie glücklich bis an das Ende ihrer Tage" erscheint. In diesem Fall ist das "Ungeheuer" Noahs Vergangenheit, die ihn nicht nur gedanklich immer wieder einholt und in Panik versetzt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es vermittelt auf zauberhafte Weise Weihnachtsstimmung. Dazu zählen für mich nicht nur Schneeflocken, die gelungene Beschreibung des Weihnachtsmarktes und Lidias verführerisches Backwerk, sondern auch die menschliche Wärme gegenüber den Obdachlosen und "Problem-Kids" in der Sozialstation. Diese Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft passt besonders gut in die besinnliche Vorweihnachtszeit. Aber so wie die Sozialstation ganzjährig arbeitet, sollten auch wir die Menschen, die weniger haben als wir, das ganze Jahr über nicht vergessen. Das ist für mich eine Botschaft zwischen den Zeilen.


Fazit: Eine schöne, zu Herzen gehende Geschichte, mit der man sich so richtig schön einkuscheln kann. Klare Leseempfehlung und 5*****

Das Taschenbuch aus dem Mira-Verlag hat 304 Seiten und kostet 9,99 Euro. Das E-Book ist zum selben Preis erhältlich. 


Donnerstag, 10. Dezember 2015

"Schuldfrei" (Ein Wien-Krimi) von Gerlinde Friewald

Dieses Buch beginnt heftig: Sechs alte Menschen hängen an Kreuzen, sind gerade dabei, zu sterben. Warum? Das versuchen der Profiler Nick Stein und sein Team herauszufinden. Die Figuren der Ermittler gefallen mir sehr gut. Nick, Samantha und der hinzugekommene Arno sind glaubwürdige, sympathische Charaktere. Einzig Sams Gefluche ging mir ein bisschen zu weit. Relativ schnell findet das Team heraus, welche gemeinsame Vergangenheit fünf der sechs Mordopfer verbindet. Das sechste Opfer will zunächst nicht ganz ins Bild passen. Ungefähr ab der Mitte des Buches war klar, in welche Richtung es geht und wer die Verdächtigen sind. Dass diese nicht intensiver verhört und überprüft wurden, wunderte mich ein wenig. 

Fast scheint es mir als Leser, als hätte es diese schreckliche Art von Missbrauch in Kinderheimen nur in Österreich gegeben. (Siehe auch "Als Gott schlief", von Jennifer B. Wind). Entweder gehen die Österreicher das Thema offensiver an oder ich bin bisher nur nicht über ähnliche Bücher gestoßen, die diese Thematik in Deutschland behandeln.

Regional-Krimis liegen ja schon länger im Trend. "Schuldfrei" trägt den Untertitel "Ein Wien-Krimi", der meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt ist. Von einem Regional-Krimi erwarte ich zumindest etwas Flair und Atmosphäre der Region bzw. Stadt, die als Schauplatz dient. Gerade Wien bietet sich wunderbar dafür an. Es dürfen gern auch ein paar Klischees bedient werden. Um so größer meine Enttäuschung, dass hier NULL Wien zu spüren war. Die Handlung hätte sonst wo spielen können, was sie größtenteils ja auch tat. Hier wurde die Chance vertan, dem Leser einen wirklichen Regional-Krimi zu bieten.


Insgesamt hat mir das Buch trotzdem ziemlich gut gefallen, was vor allem an den bereits genannten Ermittlerfiguren liegt. Von ihnen würde ich gern mehr lesen. Ich gäbe dem Buch gern 3,5 Sterne. Es ist besser als 3*** aber nicht ganz 4****, finde ich. Da es ganze Sterne sein müssen, runde ich auf 4**** auf.

Das Taschenbuch ist im Sutton Verlag erschienen, hat 272 Seiten und kostet 12,99 Euro. Das E-Book ist für 9,99 Euro erhältlich. 


Mittwoch, 9. Dezember 2015

"Schreie im Nebel" (Ein Bodensee-Krimi) von Tina Schlegel

Diesen Bodenseekrimi wollte ich unbedingt lesen, da ich selbst sieben Jahre in der schönen Gegend gelebt habe, allerdings ohne kriminelle Ereignisse. 

Die erste Leiche wurde auf ungewöhnliche Weise in einer alten Fabrikhalle präsentiert. Kommissar Paul Sito, der Fallanalyst Roman Enzig, Polizeirat Kerler und seine schöne junge Tochter Miriam, die Zeichnungen der Leichen anfertigte, bevor diese gefunden werden ... sie alle sind sehr unterschiedliche, interessante Charaktere mit Stärken und Schwächen, die sehr menschlich wirken. Der Fall scheint verworren, es bleibt nicht bei einer Leiche, und der Verdacht "wandert" zwischen verschiedenen Figuren hin und her. Tina Schlegel gelingt es, Spannung aufzubauen und bis zum Schluss zu halten. Das Kopfkino, das beim Lesen entsteht, ist oft nicht schön, aber genau das ist gewollt und hat mit dem Mordmotiv zu tun. 

Das Cover stimmte herrlich auf den typischen Bodenseenebel ein, der im Herbst oft tagelang keinen Sonnenstrahl durchlässt und ganz schön deprimierend wirken kann. Viel mehr Bodenseeflair gab's dann aber leider nicht. Hier wurde meiner Meinung nach eine große Chance vertan, dem Leser die typische Seeatmosphäre zu vermitteln. Orte werden genannt, mehr nicht. Schade, von einem Regionalkrimi erwarte ich mehr. Dafür bekommt der Leser geschickt verpackt vermittelt, warum Fleisch essen, Pelz tragen usw. schlecht ist. Im Großen und Ganzen stimme ich Tina Schlegel zu, auch wenn ich kein Vegetarier bin. Letztendlich geht mir die Gleichstellung von Tier- und Menschenmord aber spätestens dann einen Schritt zz weit, wenn das Eine als Rechtfertigung für das Andere dient. Da hätte ich am Ende doch ein klar gesprochenes Urteil erwartet. 

Auch bleiben aus meiner Sicht zu viele Fragen offen. Es werden Andeutungen gemacht, die Vergangenheit der Hauptfiguren betreffend, aber nicht alles wird aufgelöst. Manches Motiv für bestimmte Handlungen und Gedanken scheint immer noch im Nebel zu liegen. Das schreit geradezu nach einer Fortsetzung mit hoffentlich weniger Nebel und mehr Bodenseeatmosphäre. 


Fazit: 4**** für eine ungewöhnliche, spannende Mordgeschichte mit interessanten Figuren und Gedanken. 

Das Taschenbuch ist im Emons-Verlag erschienen, hat 384 Seiten und kostet 11,90 Euro. Das E-Book ist für 9,49 Euro erhältlich.

Das Cover erinnert mich an das Cover der CD "No Line on the Horizon" von U2, was auch im Bodenseenebel aufgenommen wurde.

"Bedingungslos geliebt" von Timothy Keller

Das Gleichnis "Vom verlorenen Sohn" dient dem Autor als Grundlage, über die Liebe Gottes nachzusinnen. Dieses Gleichnis, das ich seit meiner Kindheit kenne, interpretiert Timothy Keller auf eine für mich neue Weise. Es geht hier nicht um einen verlorenen Sohn, sondern um zwei. Im Allgemeinen wird ja der jüngere Bruder, der vom Vater die Auszahlung seines Erbes verlangt, dies im Ausland verprasst und schließlich reumütig nach Hause zurückkehrt, als der verlorene Sohn bezeichnet. Timothy Keller erklärt auf nachvollziehbare Weise, warum auch der auf den ersten Blick rechtschaffene Weg des älteren Bruders falsch ist. Wow! Plötzlich wurde mir Vieles klar. Hatte ich mich doch schon lange in der christlichen Gemeinde nicht mehr wohlgefühlt, mich an "Scheinheiligkeit" und Selbstgerechtigkeit der "älteren Brüder" (und Schwestern) gestört. 

Doch der Autor klagt nicht an, keinen der beiden Brüder. Weder die aus dem neuen Testament, noch die, von denen wir heute umgeben sind und zu denen wir ebenfalls gehören. Ganz im Gegenteil, Timothy Keller zeigt anhand dieses und anderer Gleichnisse, die Jesus erzählte, dass Gottes Liebe wirklich bedingungslos ist. Wir können sie nicht "erkaufen", indem wir uns wohlgefällig wie der ältere Bruder verhalten. Und wir verlieren sie auch nicht, wenn wir wie der jüngere Bruder vom rechten Weg abkommen. Eine tröstliche Vorstellung. Aber der Autor geht noch einen Schritt weiter. Aus dieser bedingungslosen Liebe, die er ausführlich beschreibt, erwächst eine geradezu logische Verpflichtung, sich dieser Liebe würdig zu erweisen, es Jesus nachzutun und ebenfalls bedingungslos zu lieben und Gutes zu tun. Und zwar nicht, damit wir es "irgendwann im himmlischen Paradies" einmal guthaben werden, sondern damit diese Erde ein Ort wird, wie Gott ihn gewollt hat. Was für ein schöner Gedanke, was für eine Aufgabe - welch frohe Botschaft! 

Damit ist es dem Autor tatsächlich gelungen, mein Verständnis von Glauben und Schuld vom Kopf auf die Füße zu stellen. Herzlichen Dank, dass ich dieses Buch lesen durfte. 


Fazit: 5***** und unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich fragen, ob Glaube heute noch möglich ist.

Das Softcover-Buch ist im fontis-verlag erschienen, hat 144 Seiten und kostet 12,99 Euro. Das E-Book ist für 10,99 Euro erhältlich. 




Donnerstag, 3. Dezember 2015

"Diridari" von Susanne Rößner

Diridari ist im bayrischen Dialekt ein Ausdruck für Zahlungsmittel jeglicher Art. Diridari zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch, denn es geht hier um Geld und was Menschen bereit sind, dafür zu tun. Wie weit echte  Verbrecher gehen, war einerseits gruselig, andererseits nicht sehr überraschend. Dass aber auch sogenannte rechtschaffene Bürger bei der Aussicht auf viel Geld ihr Bewusstsein von Recht und Unrecht "korrigieren", ist beängstigend. 

Der Krimi beginnt mit einer Entführung. Miriam Freundin, die gleichzeitig eine Freundin von Sauerweins Schwester ist, meldet diese als vermisst. Kommissar Sauerwein nimmt sich deshalb des Falls an, obwohl er nicht in sein Ressort fällt. Von da an wird es turbulent. Mehrere Wohnungseinbrüche, bei denen Gemälde, Schmuck und Ähnliches von jeweils weit über 100.000 Euro gestohlen werden, beschäftigen die Polizei um Rosenheim. Merkwürdigerweise finden sie an den Tatorten immer die Fingerabdrücke eines Mannes: Matthis Ammler, der angeblich vor einem Jahr bei einem Schiffsunglück in der Ostsee ums Leben kam. 
Sauerwein, Eva und Kollegen ermitteln in unterschiedliche Richtungen. 
Spannend ist auch die menschliche Seite der Ermittler. Sauerwein hat sich verliebt, Eva hat einen Freund, der zumindest einer Meinung nach zu sehr im Hintergrund bleibt. Max benimmt sich zunehmend merkwürdig. Wer den ersten Teil "Fangermandl" gelesen hat, erinnert sich bestimmt noch an Kristina. Auch sie ist wieder mit dabei. 

Sehr interessant fand ich die Entwicklung der Entführungsgeschichte, die zunächst scheinbar gar nichts mit den Einbrüchen zu tun hat. Das Verhältnis zwischen Entführer und seinem Opfer verändert sich, Der Begriff "Stockholm Syndrom" kam mir in den Sinn. Wie man wirklich in so einer Ausnahmesituation empfindet, ist schwer vorstellbar. 

Gut gefallen haben mir auch die Nebenfiguren, zum Beispiel Gerda Siebert, die in der Nähe der ehemaligen LPG lebt, und ihr Sohn mit seinen Freunden. Selbst in brenzligen Situationen schafft die Autorin es immer wieder, auch die komische Seite zu zeigen. Witzige Wortschöpfungen wie "Stinkschwalbe" und "Schleimwalt" (Schleimer + Anwalt) werden mir wohl auf ewig im Gedächtnis bleiben. 

Fazit: Ein spannender Krimi mit einer Prise Humor und einer ungewöhnlichen Auflösung. Empfehlenswerte Lektüre. 5*****

Das Taschenbuch ist im Emonsverlag erschienen, hat 368 Seiten und kostet 11,90 Euro. Das E-Book ist für 9,49 Euro erhältlich.