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Freitag, 20. November 2015

"Denn nichts bleibt vergessen" von Harriet Lane

Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut. Als Psychothriller auf hohem literarischen Niveau wurde der Roman angekündigt. Da erwartete ich das versprochene Katz-und-Maus-Spiel und Spannung bis zur letzten Seite. 
Stattdessen plätscherte die Handlung vor sich hin. Nina sieht Emma aus der Ferne und erkennt in ihr jemanden wieder, der sie begegnete, als sie beide 17 waren. Inzwischen sind sie Anfang 40. Emma erinnert sich nicht an Nina und so beginnt diese, sich in Emma Leben zu drängen. Die Gründe scheinen in der Vergangenheit zu liegen, als beide 17 waren. 

Emma ist eine chronisch überforderte und gestresste Mutter zweier Kleinkinder, Nina eine schöne, erfolgreiche Malerin, glücklich verheiratet mit einem reichen Mann, ihre Tochter aus erste Ehe ist gerade 17 - so wie sie damals. Trotzdem sind fast alle Figuren in dem Buch unsympathisch gezeichnet. Ich konnte mich mit niemandem wirklich identifizieren. Bei Emmas Einstellung zu Kindern sollte man besser kinderlos bleiben. Nina scheint intelligent und doch tut sie Dinge, die man eher einem spontan handelnden Kindergartenkind zutrauen würde. Sie plant, intrigiert, verwendet viel Zeit, um Emma näher zu kommen und sie und ihre Kinder mit kleinen Boshaftigkeiten zu quälen. Warum? Das bleibt die einzig spannende Frage, die mich immer wieder weiterlesen ließ. Trotz der Längen, die das Buch hatte, und vor allem trotz der doppelten Darstellung der Begegnungen von Emma und Nina - einmal aus Emmas und einmal aus Ninas Sicht. Einerseits interessant, die unterschiedlichen Sichtweisen kennenzulernen, andererseits verwirrend was den Zeitablauf betraf. Stellenweise ermüdend, weil z.B. sogar die Dialoge wortwörtlich wiederholt wurden.

Sprachlich habe ich an dem Buch nicht auszusetzen. Die Autorin beschreibt die Situationen sehr anschaulich (z.B. den Restaurantbesuch von Emma und Ben) und auch die handelnden Figuren, selbst die nebensächlichen, glaubt man direkt vor sich zu sehen. Warum aber sind fast alle Erwachsenen unsympathisch? Ben ist ein Macho, Emma eine Heulsuse, Nina eine intrigante, sich freundlich gebende Zicke usw. Nina ist überhaupt das größte Rätsel für mich. Während des Lesens wuchs bei mir immer mehr der Eindruck, dass damals etwas richtig Schlimmes geschehen sein muss, das Emma Nina angetan hat. Die Auflösung ist in meinen Augen ein Witz. Ich finde es völlig unlogisch, dass Nina sich deshalb über zwanzig Jahre später so verhält. Eigentlich war da doch gar nichts ...  Kein Wunder, dass Emma sich nicht erinnern kann. Das ganze Buch ist mir unsympathisch - der Plot, die Figuren, besonders Nina, die psychisch krank sein muss, anders lässt sich diese Besessenheit nicht erklären. Am Anfang denkt sie "Emma, du bist es. Ich habe dich gefunden." Hat sie tatsächlich über zwanzig Jahre nach Emma gesucht? Ich glaube nicht. Es war eine eher zufällige Begegnung. Auch das abrupte Ende gefällt mir nicht. Das ist die einzige Stelle im Buch, an der ich wirklich unbedingt die Sicht der anderen Frau hätte lesen wollen. Doch dann kam nichts mehr.

Das Cover finde ich übrigens sehr gelungen. Es wirkt in der Realität noch besser als auf dem Foto. Schade, dass Cover und Klappentext neugierig machen. Umso größer war am Ende die Enttäuschung. Es ist ein Buch, das mich kopfschüttelnd zurücklässt. 


Fazit: Leider nur 2**

Das Buch ist als Taschenbuch im Insel Verlag erschienen, hat 276 Seiten und kostet 12,99 Euro. Das E-Book ist für 10,99 Euro erhältlich. 



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