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Montag, 28. September 2015

"Rennsteig-Schwalben" von Klaus Jäger

Thüringen war für mich bisher eine idyllische Kulisse für erholsamen Urlaub. Wandern, die Aussicht genießen, alles ruhig und beschaulich. In diesem Krimi von Klaus Jäger gibt es wenig Thüringer Atmosphäre und es geht kein bisschen idyllisch zu. Gleich am Anfang gibt es eine temporeiche Verfolgungsjagd. Eine Leiche verschwindet, dafür tauchen zwei neue Tote auf ... Der Journalist Peter Hartmann ist für mich die zentrale Figur des Geschehens. Er hat Prinzipien, denen er treu bleibt - genau wie seiner Ehefrau Anette. Informanten gibt er nicht preis, nicht einmal seinem Chef gegenüber. Trotzdem verhält er sich manchmal ein bisschen umprofessionell, wenn die Neugier mit ihm durchgeht. 
Schlimm fand ich, in welchen Sumpf aus Verbrechen und Menschenverachtung wir hier hineingezogen werden. Sogenannte "Kollateralschäden" werden billigend in Kauf genommen. Da müssen eben mal zwei unbeteiligte Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens sterben, weil man die Leiche rauben will. Auch die Mädchen, die unter falschen Versprechungen aus Weißrussland nach Deutschland gelockt werden, werden absolut menschenunwürdig behandelt. Da man über Mädchenhandel und Prostitution immer wieder liest, frage ich mich, warum die Polizei nicht gezielter dagegen vorgeht. Wenn, wie in diesem Krimi, die Frauen ohne Papiere in Deutschland sind, müsste jede Razzia in einem "Puff" oder "Laufhaus" oder in einer der "Wohnungen" ein Erfolg sein. Oder schaut man absichtlich weg, weil das Problem mittlerweile so groß ist, dass man es lieber duldet, als dagegen zu kämpfen? Hartmann erkennt während seiner Recherchen, dass die Prostitution nicht das Schmuddelimage haben muss, von dem er bisher in seiner Vorstellung ausgegangen war. Oberflächlich geht es sauber zu. Aber auch hier liegt der richtig dicke Dreck da, wo man ihn nicht sofort sieht. Wenn die Bordellbesitzer sich ihre neue "Ware" aussuchen. Wenn den Mädchen die Würde und die Hoffnung genommen werden. Wenn ein Menschenleben nichts mehr wert ist. 

In diesem Buch erkennt zumindest Peter Hartmann gerade noch rechtzeitig, wo seine Grenzen liegen. Obwohl die Morde am Ende aufgeklärt werden und Schuldige ihre Strafe bekommen, sehe ich kein Happy End. 

Etwas zwanghaft erschienen mir die Bemühungen von Anette, Peters Frau, um ihre neue Freundin und die Schlussfolgerungen, die Peter für sich zieht, wie er künftig diese Freundschaft zu seinem Vorteil nutzen könnte. Das klingt in beiden Fällen so kühl und berechnend und scheint zumindest meinem Empfinden nach etwas unrealistisch. Aber vielleicht gibt es ja Menschen, die ihr Umfeld so abchecken und einordnen?

Den Titel "Rennsteig-Schwalben" finde ich übrigens sehr gut, so als Wortspiel ...

Alles in allem ein unterhaltsamer, spannender Krimi, mit relativ wenig Thüringen, aber viel krimineller Energie. 4****

Das Taschenbuch hat 272 Seiten und kostet 10,90 €. Das E-Book ist für 8,49 € erhältlich.




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