In diesem Blog geht es ausschließlich um Literatur oder, einfacher gesagt, um Bücher. Ihr findet hier Buchempfehlungen, meine Rezensionen zu Büchern und e-Books, die ich gelesen habe, und Hinweise auf Downloads von e-Books. Da ein Blog durch Kommentare am Leben gehalten wird, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr diese Funktion fleißig nutzt.

Dienstag, 30. September 2014

Bernhard Hoëcker "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers"

Das Buch trägt den Untertitel "Mit Gëocaching zurück zur Natur". Wäre es nicht von einem Comedian geschrieben worden, könnte man einen mit erhobenem Zeigefinger daherkommenden Ratgeber vermuten. Tatsächlich ist es ein sehr witziges Buch, in dem der Autor von seinen ersten Erfahrungen als Geocacher erzählt - auf typische Comedy-Art eben. Anfängerfehler, die mir genauso passiert sind und über die ich mich wahnsinnig geärgert habe, entlockten mir hier ein Schmunzeln. Ich merkte, ich bin nicht die Einzige, die wie Pik7 durch den Wald getapst ist und den Cache vor lauter Bäumen nicht gesehen hat. Oder wichtiges Equipment im Auto liegen ließ, den Stift im Wald verlor usw. Oder die anderen auf die Nerven geht, weil Muggel nur begrenztes Verständnis dafür haben, dass erwachsene Menschen in vermoderten Baumstümpfen, unter Steinen oder in Felsspalten nach Tupperdosen suchen. 

Ich empfehle das Buch allen, die selbst Geocacher sind - zum Nicken und sagen "hihi, so ging es mir auch". Wer selbst Muggel ist, aber aktive Geocacher kennt und sich von deren Eigenheiten genervt fühlt, sollte das Buch lieber nicht lesen, denn er könnte plötzlich Verständnis aufbringen und - ACHTUNG - von diesem Virus angesteckt werden und demnächst selbst mit einem GPS-Gerät durch die Welt laufen. ;-) 


Ich gebe zu, ich mag die Sprache des Autors. Schachtelsätze, an denen andere Rezensenten sich gestört haben, entlocken mir ein Lächeln, weil ich dann immer das verschmitzte Gesicht des Comedians vor mir sehe. 

Einziges Manko des Buches ist die fehlende Angabe der Codes bei den beschriebenen Caches und ein übersichtliches Verzeichnis. Man bekommt beim Lesen schon Lust, einige davon selbst aufzusuchen ... Allerdings verstehe ich, dass die Caches lieber geheim gehalten werden, wenn man auf der Geocaching-Website zum Beispiel bei "Schlumpfenland" so etwas lesen muss:

"Liebe Leser des Buchs "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers",
an dieser Stelle befand sich einst der Cache "Schlumpfenland" genau so, wie er in Bernhards Buch abgedruckt ist. Knapp über ein Jahr lang war er zu finden. Gelegt wurde er, wie ihr wisst, extra für das Buch. Leider begannen nach Veröffentlichung desselben die Probleme. Der Cache wurde immer wieder Opfer sinnloser Zerstörungswut. Die Wartung des Caches ähnelte bald einer Sisyphosarbeit. Kaum hatte man etwas repariert, da wurde es auch schon wieder zerdeppert. Also im Grunde ein sinnloses Unterfangen. Bernhard hat verständlicherweise nicht die Zeit sich um den Cache zu kümmern, weshalb ich das übernommen habe (wie im Buch beschrieben) ..."

Das Buch gibt es als Taschenbuch und als E-Book jeweils für 9,99 €. Logisch, dass ich mir das Taschenbuch geholt habe, oder? ;-)

--> Bernhard Hoëcker "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers"

Fazit: 5*****

"Hexendreimaldrei" von Claudia Toman

Olivia begegnet auf der Hochzeit des Mannes, den sie eigentlich heiraten wollte, aber nicht bekommen hat, einem "Feerich" und darf einen Wunsch äußern. Prompt platzt die Hochzeit, denn der Prinz ist plötzlich ein kleiner grüner Frosch ... 

Claudia Tomans Märchen vom Froschkönig, frei interpretiert und in die heutige Zeit verlegt, sprüht vor witzigen Ideen. Der Shakespeare-Pakt zum Beispiel täte mir auch gut. ;-) 



Auf zwei zeitlichen Ebenen erfahren wir abwechselnd, was Olivia in der Gegenwart unternimmt, um ihren unbedacht geäußerten Wunsch wieder rückgängig zu machen und wie sie in der Vergangenheit ihren Prinzen kennengelernt hat. Absicht oder Zufall - ich sah bei der Beschreibung des Prinzen immer Philipp B. vor mir, besonders in der Schafwollweste ;-) Olivias Kampf um die Rückverwandlung ihres Prinzen und wie sie sich dabei mit der europäischen Hexen-Vereinigung anlegt, ist der abenteuerliche Teil der Geschichte. Die Rückblenden auf die Begegnungen mit dem "Prinzen" sind eher etwas fürs Herz. Beides gefiel mir. Schön gelöst auch die Übergänge von Kapitel zu Kapitel. Der erste Satz des neuen Kapitels scheint an den letzten des vorangegangenen anzuschließen, obwohl es eine andere zeitlich Ebene ist. 

Ich mag Claudias Art zu erzählen. Sie ist so bunt, mit einer poetischen, magischen Sicht auf die kleinen Dinge. Fast könnte man glauben, alles hätte sich wirklich so zugetragen - so logisch sind die Ereignisse erzählt, in denen auch die Brüder Grimm, die "echte Froschkönigsprinzessin", Goethes Faust und Shakespeare eine Rolle spielen.

Fazit:  5***** :-)

"Hexendreimaldrei" ist der erste Teil einer Trilogie. Teil 2 "Jagdzeit" und Teil 3 "Goldprinz" stehen nun auch auf meiner Wunschliste! 

Die Bücher sind jeweils als e-Book für 4,99 € und als Taschenbuch für 7,99 bis 9,99 € erhältlich, z.B. hier:
--> Claudia Toman Hexendreimaldrei, Jagdzeit und Goldprinz

Dienstag, 2. September 2014

"Königstöchter" von Carla Berling

Nachdem mir "Sonntags Tod" bereits sehr gut gefallen hatte, MUSSTE ich den zweiten Ira-Wittekind-Krimi unbedingt lesen. Es ging gleich heftig los - so einen Tod wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Liebe Carla Berling, wie kommt man auf eine solche Idee? Manchmal ist automatisches Kopfkino etwas, das ich lieber abschalten würde. Die Handlung entwickelt sich krimitypisch. Erste Verdächtigungen fallen, noch jemand stirbt. Und mittendrin Ira Wittekind, die eigentlich für ihre Zeitung nur die Geschichte hinter den Schlagzeilen sucht. Man merkt beim Lesen, dass die Autorin selbst jahrelang für Zeitungen recherchiert und berichtet hat. Ira Wittekind wirkt einerseits routiniert, kennt sich aus. Anderseits fällt es ihr schwer, sich von den grausamen Ereignissen zu distanzieren, denen sie nach und nach auf die Spur kommt. Das macht die Protagonistin so sympathisch. Ich selbst habe mich eins ums andere Mal geschüttelt. Wie abartig und krank können Menschen doch sein! Gut, dass die Autorin uns Details erspart. Es ist auch so schlimm genug.

Gefallen hat mir, dass alte Bekannte aus dem ersten Teil wieder in Erscheinung traten. Andy, die beiden alten Tanten und die Königspudeldame. Iras Mutter bleibt eine Karikatur, würde meiner Meinung nach besser in "Jesses Maria" passen. Ich finde sie ein wenig überzeichnet, zu negativ. Aber solche Menschen soll es ja geben. Die Polizei agiert diesmal für meine Begriffe ein wenig zu unauffällig im Hintergrund. Wenigstens eine kleine "klischeehafte" Reiberei zwischen Presse und Kripo hätte ich mir gewünscht.

Aber all das ist "Jammern auf hohem Niveau". Der Krimi ist gut durchkonstruiert, es wird Spannung aufgebaut und gehalten. Bis zum Schluss tappte ich im Dunkeln, wer die Morde begangen haben könnte. Die Lösung ist für mich nur teilweise logisch, weil meiner Meinung nach die Mittel, also die Morde und das damit einhergehende Leid für die Hinterbliebenen in keinem Verhältnis zu einer rein theoretischen Gefahr stehen. (Ich hoffe, ich habe das jetzt spoilerfrei verschlüsselt formuliert) 

Was mich gefühlsmäßig wirklich stört, ist der Widerspruch zwischen realer Welt (Bad Oeynhausen) und fiktiver Handlung, die dieser realen Welt angedichtet wird. Auch wenn im Vorwort des Buches betont wird, dass die Handlung, das Palais im Park und selbst Hof Eskendor frei erfunden sind, bleibt für mich ein schaler Nachgeschmack zurück. Dass die Innenstadt damals evakuiert und zum Sperrgebiet erklärt wurde, ist Wirklichkeit. Der Gedanke drängt sich auf: "Wer weiß, ob da nicht wirklich auch, in einer Villa ... " und damit auch ein leiser Verdacht gegen damals angesehene Bürger. 

Ich vergebe 4 von 5 Sternen und bedanke mich für das wochenendliche Lesevergnügen. Meine Kritik ist sicher auch der eigenen Lernbereitschaft geschuldet. Früher habe ich unkritischer gelesen, heute stoße ich mich wahrscheinlich an Details, die sonst kaum jemand als störend empfindet. Auf jeden Fall freue mich auf weitere Ira-Wittekind-Krimis.

Update Juli 2018 - "Königstöchter" von Carl Berling hat inzwischen einen neuen Verlag (HEYNE) gefunden und damit auch ein neues Cover bekommen. "Königstöchter" gibt es als E-Book für 9,99 €. Das Taschenbuch kostet ebenfalls 9,99 €. Beide Ausgaben gibt es hier:
--> "Königstöchter" von Carla Berling